Vom Sammeln und Genießen

Hollweg I

Irgendwann hören wir einfach auf zu zählen. Dem Matroschka-Prinzip ähnlich gelangen wir von einem zum nächsten Raum, und in jedem dieser Räume finden wir Kunst.
„Was macht die Kunst?“ ist zu Besuch in der Karin und Uwe Hollweg-Stiftung. Hier ist vertreten, was auf dem internationalen Kunstmarkt Rang und Namen hat oder (vielleicht) bald haben wird – von der abstrakten Malerei eines Mark Tobeys über die fantastische Arena des Künstler-Künstlers WOLS bis hin zu den irritierenden, szenografischen Miniatur-Bauten Christian Haakes. Doch wird im Gespräch mit Karin Hollweg und Patricia Bieberstein, die gemeinsam mit uns durch die Sammlung gehen, schnell klar, 
dass solche Fragestellungen wie „Marktwert des Künstlers“ oder „Kapitalanlage“ in diesem Haus eher nebensächlich sind. Vielmehr steht der Genuss am Betrachten der Werke im Vordergrund. Und während wir dies tun, ist es möglich, einige der Werke anzufassen. Damit nähern wir uns ihnen auf eine Art und Weise, wie es in einem Museum nicht möglich wäre. In der Bibliothek können wir eine Arbeit von John Cage hören und zwischen den Regalen in den Kunstkatalogen stöbern. Dabei machen wir gleich noch eine weitere Arbeit aus, ein Textilbuch von Franz Erhard Walther. 

Plötzliches Entdecken scheint hier fast symptomatisch: Nur eine kleine Drehung von ein paar Zentimetern, schon stoßen wir auf weiteren Augenschmaus. Wir befinden uns wahrlich in einer Kunst- und Wunderkammer der heutigen Zeit. Zu beinah jedem Werk weiß Karin Hollweg eine Geschichte zu erzählen – Wie waren die Künstler und Künstlerinnen miteinander vernetzt? Wie ist die Arbeit entstanden? Wie kam es in die Sammlung? Es sind so viele Geschichten, dass unsere Zeit eigentlich gar nicht ausreicht. Und so freuen wir uns, dass unser Besuch eine Fortsetzung haben kann. Denn ab und an lädt die Stiftung ein – und da können wir mit anderen Besuchern die Räume noch einmal durchwandern.

Christian Haake,  Kaltblut  von 2010Elephant and Boats, um 1939-40, Karin und Uwe Hollweg Sammlung

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