Culture4all im Wintersemester 2022_23

Auch in diesem Jahr startet wieder der Modulverbund „Culture4all“ mit zahlreichen Seminaren, die sich mit Kunst & Kultur in Bremen auseinandersetzen. In der thematischen Ausrichtung wird dabei auf die aktuelle Weltlage eingegangen: „Wie politisch sind Kunst und Kultur (in Bremen)?“
Untersucht werden soll, wie vor allem Bremische Institutionen und kulturelle Einrichtungen die aktuellen Ereignisse hinsichtlich der politischen und wirtschaftlichen Lage Europas und der Welt spiegeln. Eingegangen werden sollen dabei auf Wirtschaft, Umwelt, Kriegshandlungen (weltweit) und Diskriminierung. Jedes Seminar wird sich dabei den eigenen Schwerpunkt suchen.

Anmeldung wie immer über Stud.IP

Kreatives Schreiben zu Kunst

Zum Bild „Monster“ von Arthur Jafa (1988)
von Alicia Möller

Spiegelbild

Ich sehe mich
Und doch sehe ich mich nicht
Ich spüre mich
Und doch spüre ich mich nicht
Ich höre mich
Und doch höre ich mich nicht

Es ist nur mein Spiegelbild
Das bin nicht gänzlich ich
Meine Augen werden groß
Und die Gedanken kreisen um mich

Gefangen
Verloren
Entgleist
Verworren

Ich bin erst ich,
wenn der Spiegel zerbricht

Was ist Schönheit?

Im Seminar „Kreatives Schreiben zu Kunst“ schrieben die Studierenden über Kunstwerke, die sie als „schön“ empfinden. Viele unterschiedliche Genres wurden gezeigt, dazu erzählt, reflektiert, sinniert.

Einen wunderbaren Text zu Schönheit schrieb Laura:

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sie ist subjektiv und wird niemals eine feste Definition haben können. Was bedeutet jedoch Schönheit, „es ist schön“, „schön ist“. Ein so kleines Wort, was zugleich so viel Bedeutung hat und doch so belanglos zu sein scheint. Etwas ist schwarz oder weiß, schön oder hässlich. Aber schwarz und weiß sind keine Farben und in ihrem Spektrum existiert so viel mehr. Töne, Nuancen, Helligkeit oder Dunkelheit. Kann etwas also hässlich und zu gleich schön sein? Vielleicht war es viel mehr Faszination, die den Blick von etwas nicht abwenden ließ. Unerwartetes, ein Anblick der nicht der Norm nicht dem Idealbild dessen gleicht, das wir fest in uns verankert haben, auch wenn viele sich dies nicht eingestehen wollen, der Mensch ist immer, meistens zumindest voreingenommen und hat ein klares Bild dessen, was er erwartet, zu sehen.  So nennt einer es hässlich, ein anderer schön und wiederum ein anderer nennt es Kunst. Kunst, die mit dem Kopf des Betrachters spielt, die nicht sagt, es ist, sondern wie es könnte sein, die dem Ursprung jeder Fantasie den Weg auslegt, damit man sich, wenn auch nur für einen kurzen Moment, in ihr verlieren kann. So sieht der eine nur einen unbekleideten Frauenkörper, bedeckt von schwarzem, langem und zerzaustem Haar, das Gesicht unkenntlich machend. Ein anderer sieht hier einen Gedanken das Konstrukt einer Idee…den Ansatz einer Idee, die einen selbst in eine Spirale des Nachdenkens fallen lässt.

In Bremer Kultureinrichtungen unterwegs – digital und in Präsenz

Auch in diesem Semester sind wir vor allem wieder online unterwegs: in den Museen und Ausstellungen Bremens, in den Theatern und Veranstaltungen und kulturellen Einrichtungen. Während noch im Oktober und November in Präsenz die Lehre durchgeführt werden konnte, treffen wir uns nun wieder vor den Bildschirmen. So auch in unseren Seminaren bei „Culture4all“. Dass dabei spannende Lehrveranstaltungen durchgeführt werden konnten, zeigen wir in den kommenden Wochen mit kleinen Berichten aus den Seminaren.

Why not? Kreativität in der Krise


Im Seminar Solidarität – Freundschaft – Kunst: Was hält Gesellschaft in der Krise zusammen?
diskutieren wir, inwieweit Kultur tatsächlich Brücken der Verbundenheit und des Verstehens baut und in welchem Rahmen sie Einheit in Vielfalt auch und gerade in Krisenzeiten ermöglichen kann/muss/soll.

In der Weserburg wird aktuell die Ausstellung Elina Brotherus. Why not? gezeigt. https://weserburg.de/ausstellung/elina-brotherus/
Bei unserem Museumsbesuch beschäftigen wir uns vor allem mit den Event Scores (Handlungsanweisungen für Performances und Partituren) der finnischen Fotografin und Videokünstlerin.
Seit 2016 setzt sich Elina Brotherus mit der Idee des Event Scores auseinander, die von den Fluxus-Künstler*innen der 1960er Jahre beeinflusst wurde. Werke beispielsweise von George Brecht oder Yoko Ono, aber auch die für den Fluxus so prägende Musikästhetik John Cages dienen ihr anfangs als Inspirationsquelle. Elina Brotherus Interesse an der Idee der Handlungsanweisungen gründet zum einen auf den Aspekt des „Teilens“ und zum anderen auf das Happening-Denken „Kunst als performative Praxis“: Jeder, überall, kann jederzeit die Anweisung nach seinen kreativen Möglichkeiten durchführen. Kunstproduktion kann aus nichts Aufwendigem stattfinden. Die Begriffe „Originalität“ und „Künstlergenie“ werden durch „Demokratisierung/ Teilhabe“ und „Einfachheit“ ersetzt. Die Serien Menaningless Work (2016-…), Règle du jeu (2016-2017) und „The Baldessari Assignments” (2016-…) basieren auf Event Scores.
https://www.elinabrotherus.com/photography

Wir nehmen das Werk „John Cage’s Words out of Joseph Beuys‘ Hat“ (2017) nach einer Idee von Tristan Tzara (1920) zum Anlass, auch einen eigenen Event Score zu erfinden.  
Zerschnitten, fragmentiert wurden beispielsweise Zeitungsartikel über Corona-Impfstoff, ein Goethe Band, ein Lexikoneintrag, …
Lockdown hin oder her – kein Grund unkreativ in Winterstarre zu verharren.

„Historische Ausstellungen“ mit Dr. Sonja Kinzler

Als Lehrbeauftragte biete ich nicht jedes Semester eine Veranstaltung an, so dass ich im Sommersemester keine Erfahrungen mit Onlinelehre sammeln konnte. Immerhin habe ich im Laufe der letzten Monate Konferenzen und Vorträge online besucht und eine Online-Fortbildung zum Thema Online-Veranstaltungen besucht. Wie die Veranstaltung zur Ausstellungsanalyse im Rahmen von culture4all klappen würde – da war ich dann aber d0ch etwas unsicher.

Inzwischen kann ich sagen – auch nach richtig gutem Feedback aus der Gruppe: Das geht. Vor allem auch, weil die Studierenden sich in Zoom wunderbar auskannten und schon etwas Übung im Online-Lernen hatte. Ich hatte mir zudem fest vorgenommen, den Studierenden das Gefühl zu vermitteln, dass das, was wir machen, keine Notlösung, sondern in der Form absolut sinnvoll ist. Und sie aus dem Haus zu schicken. Und tatsächlich gab es eine Ausstellung, die im betreffenden Zeitraum nach Voranmeldung zugänglich war, und die alle (alleine oder zu zweit) besuchen konnten. Wir konnten also richtig gut arbeiten. Im Januar und Februar stehen nun noch schriftliche Arbeiten auf der Agenda. Und ich freue mich schon mal vorsichtig darauf, mich mit jeder Studentin und jedem Studenten dann zur Besprechung des jeweiligen Textes doch noch einmal persönlich zu treffen. Und wenn das im Frühjahr nicht möglich sein wird, wissen wir ja jetzt: Es geht auch so!

Das Semester ist gestartet

und damit auch erneut der Modulverbund: Culture4all!

Angeboten werden in diesem Semester verschiedene Hybrid-Veranstaltungen:
Kunst in der Krise? Virtuelle Ausstellungsbesuche
Gezeichnet
Kunst kann: Literarische Reflexion zu aktuellen Kunstausstellungen
Historische Ausstellungen inszeniert
theater.szene.bremen
performance studies: Kopfsprünge
performance studies: Regiesprachen

Wir freuen uns sehr, dass die Seminare so gut angenommen werden und die Studierenden nun virtuell die Kultureinrichtungen Bremens besuchen können.

In diesem Sinne: Culture4all – Kunst kann auch virtuell!

Seminarsitzung in der Agentur im Atelierhof

Unter der Frage „Was wollen die, und wie machen die das?“ hat das Seminar von Dr. Sonja Kinzler, das unter dem Thema Geschichte & Museum lief, zwei historische Ausstellungen in Bremen näher untersucht: die Dauerausstellung im Krankenhaus-Museum und „Julius Bamberger. Spuren eines wechselvollen Lebens“ im Bamberger-Haus – einst Kaufhaus, jetzt Volkshochschule.

Die Abschlusssitzung fand im Büro der Dozentin mit Kaffee, Tee und Keksen statt. Es wurden die Seminartexte und Exkursionen noch einmal Revue passiert: Was waren die selbstgesteckten Ziele der Ausstellungsmacher_innen, (wie) haben sie sie erreicht und wo und warum möglicherweise nicht? Die Studierenden waren sich einig, dass insbesondere Multiperspektivität und Kontroversität in der Darstellung entscheidend zum Erfolg beitragen können. Einige der Teilnehmer_innen werden in Zukunft wohl anders durch Ausstellungen gehen: kritikfähiger. Weiterlesen

Orgelführung für alle

Zum Ende des Wintersemesters waren wieder Teilnehmer*innen aus allen Seminaren unter dem Modulverbund „Culture4all“ zur Orgelführung in den St.-Petri Dom in Bremen eingeladen. Domorganist Stephan Leuthold erklärte spannend und kurzweilig den Aufbau der berühmten Sauer-Orgel im Dom. Musikbeispiele zeigten die Vielfältigkeit des viermanualigen Instruments mit 101 Registern.

Die Orgelführung wurde vom Seminar „Philharmonic4all“ unter der Leitung von Dr. Ulrich Matyl organisiert. In diesem Seminar erhalten Studierende der Uni Bremen eine Einführung in das Hören von Kunstmusik mit Besuchen philharmonischer Orchester- und Kammerkonzerte. Weiterlesen

Dem Schönen auf der Spur

Im Seminar „Schönheit im Banalen. Die Kunst des Möglichen“ sind wir in der Weserburg unterwegs. In der Ausstellung So wie wir sind 1.0 befragen wir die Kunstwerke. Was denken sie über das Schöne? Welche Erfahrungen haben sie damit gemacht und was bedeutet Schönheit für sie? Was sie uns berichtet haben, könnt Ihr hier im (fiktiven) Interview nachlesen:

Interview mit Herrn Teddy

Von Silke Trautmann und Johanna Fischer

Interviewerin: „Guten Tag Herr Teddy, was verbinden Sie mit Schönheit im Allgemeinen?“

Herr Teddy: „Schönheit ist für mich etwas Schmerzvolles. Ich bin ein Sammelwerk aus den verschiedensten Bestandteilen aller Tiere, ich sollte also wunderschön sein.“

I.: „Finden Sie sich selber schön?“

T.: „Nein, auf keinen Fall. Ich fühle mich zusammengewürfelt, es passt einfach nichts zusammen. Das macht mich traurig, dass egal was ich tue, es einfach nicht ausreicht.“

I.: „Welchen Preis hat Schönheit für Sie?“ Weiterlesen